Der Ayinger Glockenkrieg von 1991

Fast zwanzig Jahre nach der schmerzhaften Zusammenlegung einiger Dörfer aus zwei verschiedenen Landkreisen zu einer neuen Gemeinde, nach langwierigen Klagen über Verluste aber keinerlei Zugewinne schien allmählich Gewöhnung und Alltag einzukehren. Helfendorf hatte hinnehmen müssen, dass in dem neuen Gemeindenamen der eigene nicht mehr genannt wurde und das Dorf wie alle anderen Ortsteile auch den Namen „Aying“ aufgesetzt bekamen. Die Gemeindeverwaltung war aus dem relativ neuen Rathaus geräumt und ins alte Ayinger Rathaus verlegt worden. Helfendorf hatte keinen eigenen Bürgermeister mehr. Die Bewohner vieler Ortsteile mussten bei Fahrzeugwechsel sogar ihre geliebten Aiblinger Autonummernschilder gegen die München-Land Nummern austauschen. Ein weiterer, noch dazu ständig sichtbarer Identitätsverlust.
Als einzigen Trost hatte man den Helfendorfern zugestanden, dass die beiden Schulen den gemeinsamen Namen „Grundschule Helfendorf in Aying“ trugen. Die Ayinger schluckten den neuen Schulnamen locker, sie waren schließlich durch einen „Federstrich“ zur Großgemeinde geworden und durften ihren vertrauten und geliebten, wohlklingenden Namen behalten. Außerdem warb derzeit die alteingesessene Brauerei mit riesigen Tafeln, dass das Schönste an München die S-Bahn nach Aying sei. Man war also neuerdings auch noch an die Weltstadt gebunden – nein, umgekehrt! Die Weltstadt wurde dadurch an das „Bierdorf“ angehängt!