Der Ayinger Glockenkrieg von 1991

In grossen Lettern stand da zu lesen: "Hl. Andreas und Hl. Sebastian schützt uns vor allen Gefahren des Lebens."
Noch heute ist es nicht geklärt, wer beschlossen hatte, neben dem Namen des Hl. Sebastian auch den des Hl. Andreas aufzusetzen. Wer weiß, dass der Hl. Andreas der Patron der Ayinger Pfarrkirche ist, ahnt, was diese Namensgebung für alteingesessene Helfendorfer nach all den anderen Einschneidungen bedeuten muss. Noch dazu stand der Name vor dem des Helfendorfer Patrons. Ein zusätzlicher Affront! In den Monaten bis zur Weihe im Juli gelang es nicht, die fromme, ökumenische Absicht des Pfarrers zu vermitteln. Er wollte mit der Namensgebung die Verbindung der Brüder Andreas und Petrus, dem schon eine andere Helfendorfer Glocke geweiht ist, schaffen und die Verbindung der Ost- mit der Westkirche, zugleich die Verbindung Helfendorfs mit Aying symbolisieren.
Der am Weihetag anrückende Frauenbund musste im Morgengrauen die entsetzliche Entdeckung machen, dass der Name des unerwünschten Heiligen Andreas mit grüner Farbe überschmiert war. In Eile wurde die Farbe entfernt. Die Glocke konnte geweiht werden.
Bis zum Patroziniumsfest am 22. September sollte die Glocke dann sicher hinter Schloss und Riegel verwahrt werden, um weitere Freveltaten zu verhindern. Erneut waren die alten Fronten entstanden und man musste Schlimmes fürchten. Die einen waren beleidigt wegen der nicht im eigenen Dorf geklärten passenden Namensgebung, die anderen empört über die Übermalung.