Der Ayinger Glockenkrieg von 1991

Am Morgen des 29. Augusts musste man feststellen, dass die Sorgen berechtigt waren. Das Schloss, das die Glocke sichern sollte, war aufgebrochen worden. Und wie sich gleich herausstellte, natürlich zum Zwecke eines Anschlags. Der Name des hier ungeliebten Andreas war gelöscht – und zwar gründlich. Offensichtlich war man mit einer Schleifmaschine ans Werk gegangen. Diesmal war es nicht möglich, die Zeichen der Wut mit Bürste und Chemie zu beseitigen. Die Bilder der „geschändeten“ Glocke gingen durch die Presse. In einer Schlagzeile wurde gar vom „Glockenkrieg in Aying“ gekündet, obwohl es sich um die Tat eines Einzelnen oder einiger Weniger gehandelt haben muss. Die Bezeichnung „Krieg“ forderte nun erst recht dazu heraus, den Heiligen Andreas zu rächen. Jetzt sprühten Andreas-Verfechter den Namen des herausgeflexten Heiligen an allen strategisch wichtigen Orten in Helfendorf wie Kirche, Wirtshaus, Feuerwehr – auch auf Ortsschilder. Schließlich musste sich die gegnerische Seite wieder wehren und schmähte den Gegner auf Plakaten. Stoff für heftige Diskussionen und natürlich auch für die Journaille zur Füllung der geforderten Spalten. Was in der Zeitung reißerisch als „Krieg“ tituliert worden war, war nichts anderes als versteckte Flexerei und Sprüherei. Letztlich ein „Aufstand“, um der „Obrigkeit“ zu zeigen, dass man nicht alles schluckt – auch wenn man etwas zwangsweise aus sogenannten verwaltungstechnischen Gründen übergestülpt bekommt.